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Stoppt B16-Ost

Informationen zum Thema Ortsumfahrung B16-Ost

B16: GEPLANTE OSTUMGEHUNG ICHENHAUSEN - KÖTZ

Folien-Aktion

Am 05. Juni 2021 fand am Keltengehöft Ichenhausen eine Aktion mit Mitgliedern des Bündnisses Mensch & Natur, des bayerischen Bauernverbandes und des BUND Naturschutz statt. Eine knapp 400 m² große schwarze Folie wurde ausgerollt, welche den Straßenverlauf des neuen B16 Streckenabschnitts, auf einem kleinen Teilstück der geplanten Trasse verdeutlichte. Als Gesprächspartner für die Medienvertreter standen unter anderem Jürgen Langbauer, Vorsitzender Bündnis Mensch & Natur, Gernot Hartwig, Sprecher des BN-Landesarbeitskreises Verkehr und Stefan Bissinger, Kreis- und Ortsobmann des bayerischen Bauernverbandes, zur Verfügung.


Alter Wein in alten Schläuchen

Was lange dauert, wird endlich gut. Leider ist das nicht immer so, zumindest was die Verkehrsplanung im Landkreis Günzburg angeht. Viele Jahre wurde darüber diskutiert, wie die vom Verkehr arg gebeutelte Stadt Ichenhausen entlastet werden könne, führt doch die Bundesstraße 16 mitten durch das Ortszentrum.

Im neuen Bundesverkehrswegeplan ist die Ortsumgehung in den vordringlichen Bedarf eingestuft; eine großzügige Umfahrung des Ortskerns verspreche grundlegende Verbesserung. Mehr Straßen würden die Verkehrsbelastungen vermindern. Das ist die irrige Annahme, der auch diese Planung folgt, so wie sie den gesamten Bundesverkehrswegeplan kennzeichnet. Auch geht es nicht darum, die durch die Verkehrsbelastung beschädigte Stadtkultur wieder zu gewinnen, sondern beabsichtigt ist in erster Linie eine schnelle Anbindung vor allem des südlichen Landkreises Günzburg an die Autobahn Augsburg-Ulm. Ganz offensichtlich soll so zur B 17 im Osten und der A 7 im Westen eine weitere Nord-Süd-Verbindung entstehen.

Für die Stadt Ichenhausen wird eine solche Straßenplanung kaum merkliche Verbesserungen bringen, denn die meiste Verkehrsbelastung entsteht durch den Ziel- und Quellverkehr. Zwar würde eine Ortsumfahrung den Schwerlast(durchgangs)verkehr vom Ortszentrum fernhalten, doch bliebe die Lebensqualität in der Stadt und ihren Stadtteilen weiter massiv beeinträchtigt. Denn für Behörden und Lokalpolitik steht nach wie vor die "Flüssigkeit des Verkehrs" an allererster Stelle.

"Das Verkehrsmittel der 1. Wahl wird im ländlichen Bereich immer der PKW bleiben" – diese verwegene Prognose des Staatlichen Bauamtes zeigt nur eines: Man will nach wie vor alle Probleme mit Straßen(neu)bau lösen. Ignoriert wird, dass mehr Straßen mehr Verkehr mit sich bringen, dass der Erhalt der Natur und der Kulturlandschaft weniger zählt als möglichst schnell von A nach B zu kommen.

Nun ist es ja nicht so, dass sich Verkehrsbelastungen sozusagen naturgesetzlich einstellen. Gerade im ländlichen Raum ist dies eine Entwicklung, die erst nach dem zweiten Weltkrieg begonnen hat. Es ginge und geht auch anders. Darüber haben sich viele kluge Köpfe Gedanken gemacht. Konzepte, wie der öffentliche Raum von allen Verkehrsteilnehmern – ob motorisiert oder nicht – gleichberechtigt und gefahrenfrei genutzt werden kann ("shared space"), Technologien für vernetztes und automatisiertes Fahren, eine veränderte und kritische Einstellung zur individuellen Mobilität, demographische Veränderungen... All dies und noch weitaus mehr ist zu berücksichtigen, wenn es gelingen soll, eine menschengerechte Stadt zu erhalten oder wieder zu gewinnen, wie es im Fall Ichenhausen sein dürfte.

 

Nur ein Hirngespinst? Wohl kaum:

"Dann gibt es nur noch den Lieferverkehr oder den Autoverkehr für die Behinderten. Es bleiben etwa 4 bis 6 Prozent der heutigen Fahrten im städtischen Gebiet. Alles andere kann vom öffentlichen Verkehr, den Fußgängern und dem Radverkehr stadtverträglich bewältigt werden. Wir haben damit jede Menge Bewegungsflächen, eine unglaublich sichere Stadt, eine Stadt, die auf eigenen Beinen steht."

Hermann Kroflacher - Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der Technischen Universität Wien, In: Kontext, 16.01.2016